Dienstag, 22. Juni 2010

Resumee

Kaum zu glauben - ich habe es geschafft!

Ca. 800km bis Santiago und
weitere 90km bis Finisterra.








Dank guter Vorbereitung mit Lauftraining inkl. Gepäck und gut eingelaufener Wanderschuhe sind mir größere Blessuren erspart geblieben. Unglaublich was man auf diesem Weg für geschundene Füße sieht.

Warum habe ich das alles auf mich genommen?

Erstens wollte ich nach 28 Jahren mal eine Auszeit vom Beruf und zweitens mein Leben etwas "entschleunigen" um dem Informationsüberfluß der modernen Mediengesellschaft zu entkommen.
Ich hatte die Hoffnung, meine schweren Schlafprobleme und mein "Restless Leg Syndrom" (unruhige Beine) in den Griff zu bekommen und unabhängig von Medikamenten zu werden, die ich in der letzten Zeit doch immer regelmäßiger zu mir nahm.
Beides ist mir - auch nachdem ich schon wieder über 3 Wochen zu Hause bin - weitgehend gelungen - und dies erstaunlich schnell.
Anstatt in den durchaus reichlich vorhandenen, gemütlichen und preiswerten Pensionen zu übernachten (wie ursprünglich geplant) zog ich die einfachen Gemeinschaftsunterkünfte in mehr oder weniger großen Schlafsälen -der Geselligkeit wegen- schnell vor.
Ich paßte mich an, spätestens um 22.00h im Bett zu liegen und zwischen 6.00h und 7.00h am anderen Morgen wieder aufzustehen. Der Weg und damit eine tägliche Wanderstrecke zwischen 25 und 35km war das Ziel.
Sämtliche Aktivitäten wurden schnell auf die 3 Grundbedürfnisse reduziert:

Essen - Schlafen - Bewegen (Wandern)

Die restliche Zeit vertreibt man mit Körperpflege, Wäsche waschen, hin und wieder ein Nachmittagsschläfchen und in Geselligkeit mit den anderen Pilgern.
Die Kontaktaufnahme zu den Mitpilgern ist mega-einfach und unkompliziert. Man ist sofort beim "Du" unabhängig vom Alter. Dementsprechend ist der Abschied sehr herzlich, wenn man nach einigen Tagen wieder auseinandergeht.

Medikamente zum Einschlafen oder gegen meine ruhelosen Beine habe ich ab meinem Start keine mehr eingenommen. Geschlafen habe ich dank Silikon-Ohrstöpseln bis auf wenige Ausnahmen zwar nicht so ausgiebig wie einige meiner Mitpilger aber doch erstaunlich gut. Ich habe erfahren , daß sich die Welt auch ohne ständiges Fernsehen, Internet und Zeitunglesen weiterdreht und ich das Weltgeschehen sowieso nicht beeinflussen kann. +49 611 14799027 wußte ich zwar vorher aber es ist doch eine schöne Erkenntnis, mit welch' minimalen Dingen man glücklich und zufrieden sein kann. Habe mich in den ganzen 6 Wochen kein einziges Mal richtig geärgert!

Ich hoffe nun sehr, daß ich  zumindest in Ansätzen die gewonnenen Erfahrungen möglichst lange bewahren und in meinem weiteren Leben nutzbringend einsetzen kann.


Zwischen Burguete und Zubiri
Pilgerpässe mit Herbergsstempeln



Die 2 Compostellas