Dienstag, 25. Mai 2010

35. Tag - 20.05.2010

Santa Irene - Santiago de Compostela - 24,2km

Nach unruhiger Nacht um 6.30h aufgestanden und gegen 7.15h mit Egon losgelaufen.
Wieder blauer Himmel und noch wärmere Temperaturen - T-Shirt Wetter!
Der Weg heute führte zum Glück oft durch schattige Hohlwege und schöne Eukalyptuswälder.



Nach ca. 7km bei Amenal zum Frühstück in eine Bar: 2 Cafe con Leche und ein Croissant. Dann näherten wir uns bereits dem Flughafen "LABACOLLA" von Santiago. Die Start- und Landebahn mußte großzügig umgangen werden, verlief aber durch schöne Natur.

Wegstein "Santiago" am Flughafen

Im Ort Labacolla fließen 2 Bäche zusammen. Hier hatten sich die Pilger im Mittelalter gewaschen (Labacolla = Genitalienwaschanlage) bevor sie dann feierlich in Santiago einzogen.

Labacolla, historischer Pilger Waschplatz

Im nächsten Ort wegen der Hitze in einer netten Herberge mit Biergarten im Innenhof noch einen Stop eingelegt und 2 alkoholfreie Bier genossen.

Egon

Dann ging es weiter zum Monte de Gozo "Berg der Freude", von dem die Pilger im Mittelalter das erste Mal einen Blick auf die Kathedrale werfen konnten. Heute ist dieser Blick durch große Bäume versperrt :-((.

Vom Papst gestiftetes Denkmal am "Berg der Freude"
Egon  und Jürgen
vorbei an der Massenherberge "Monte de Gozo" (3.000 Betten)

Von hier sind es noch knapp 5km zur Kathedrale, die sich aber wegen der nicht sonderlich schönen Vorstadt und den hohen Temperaturen endlos in die Länge zogen. Gegen 13.30h schließlich erreichten wir die Altstadt Santiagos - ungewaschen und verschwitzt.

Eingang zur Altstadt Santiago's

Kurz vor dem Kathedralenplatz fragte uns eine alte Frau, ob wir auf der Suche nach einem Zimmer wären. Glücklicherweise stellte sich heraus, daß das angebotene Doppelzimmer günstige 30€ kostete und nur 2min von der Kathedrale entfernt war. Wir mieteten den Raum für 2 Nächte. Anschließend über den Kathedralenplatz, wo wir das erste Mal ehrfürchtig die gewaltige, barocke Fassade der Kathedrale betrachten konnten, zum Pilgerbüro, um unsere "Compostella", die begehrte Urkunde, abzuholen. Die Wartezeit, bis wir an die Reihe kamen, betrug über 30min.

Westportal der Kathedrale am Obradoiro-Platz



nicht mehr benötigte Pilgerstöcke vorm Pilgerbüro

meine Compostella

Danach ins Internetcafe um Egon für seinen Flug mit Ryanair am kommenden Samstag online einzuchecken.
Nachdem wir Pilgerpaß und Compostella in unserem Hostal deponiert hatten gingen wir zum nahegelegenen Casa Manolo zum Mittagessen:
Kartoffelsalat galicische Art, Seezunge mit Salat, Eis.
Dort trafen wir auch Hans aus Morbach wieder.
Während Egon ins Hostal zum Nachmittagsschläfchen ging, streifte ich noch ein bischen durch die Altstadt. U.a. ging ich durch die heilige Pforte der Kathedrale (die nur im heiligen Jahr geöffnet wird), umarmte nach altem Ritual die Jakobus Statue am Altar und besuchte seinen Sarg in der Krypta unter dem Altarraum. Nach den Regeln der Kirche wurden mir damit alle meine Sünden vergeben.
Speziell das große Eingangsportal der Kathedrale im Barockstil ist sehr beeindruckend. Rundherum bietet der abwechslungsreiche Bau viele Fotomotive. Habe dies reichlich ausgenutzt und viele Fotos "geschossen".
Bekannte Pilger hatte ich erstaunlicherweise an diesem Nachmittag nur sehr wenige getroffen - vielleicht lagen viele erschöpft in ihren Betten.
Mein Verdauungsproblem hat sich wieder zurückgemeldet - zu früh gefreut. Ich muss doch stärkere Geschütze auffahren. Zum Glück habe ich Antibiotika dabei von denen ich nun die erste Tablette einwarf.
Um 19.30h mit Egon in die Altstadt. Dort traf ich wieder Uli aus Bochum mit den 3 Österreichern, Josef, Herbert und Franz bei einem Bier sitzend in einer Straßenkneipe.

v.l.: Uli, Herbert und Josef

War echt schön, diese sympatischen Mitpilger, mit denen ich mehrere Etappen gelaufen war, wiederzusehen. Nach herzlicher Abschiedszeremonie - Uli, Josef und Herbert fliegen am Folgetag nach Hause, Franz fährt mit dem Bus für eine Tagestour nach Finisterra - weiter zum Kathedralenplatz. Dort wieder auf Hans getroffen. Mit ihm sind wir in die Bar des 5* Hotels Parador zu einem Glas Rioja Wein.

Parador Hotel am Obradoiro-Platz
Blick vom Paradorhotel zum Obradoiro-Platz

Anschließend ein paar Bier in einer Straßenkneipe getrunken sowie ein paar Tapas in einer Bar gegessen. Wegen meiner anhaltenden Magenverstimmung hatte ich weder Lust noch Appetit auf ein Abendessen. 

Riesenrad im nahe gelegenen Park

Deutlich nach Mitternacht zurück ins Hostal - so spät war man gar nicht mehr gewohnt.
An Schlaf war aber nicht zu denken wegen laut grölender (Jugend)gruppen, die durch die Gassen zogen und dies ohne Unterbrechung bis zum Morgengrauen gegen 6.00h. Dann endlich eingeschlafen bis ca. 9.30h!